Herzlich Willkommen!

Evangelische Kirchengemeinde Bad Driburg-Altenbeken-Neuenheerse!

Auf ein Wort  .................

Liebe Leserin und lieber Leser,


„Manche lassen ihr ganzes Leben zurück. Um es zu behalten.“
Diesen Spruch sah ich neulich auf der Rückseite einer Zeitschrift. Mein Leben zurücklassen müssen, um es zu behalten. Ich gebe mein ganzes Leben auf. - Damit meinen wir in der Regel nicht nur unsere physische Existenz. Wir sagen auch oft: Ich habe mir ein Leben aufgebaut. Gemeint ist, dass wir irgendwo an-gekommen und gefestigt sind, einen Beruf ausüben, ein Zuhause haben, in dem wir uns wohlfühlen, in einem Verein sind und einen Freundeskreis vor Ort haben. Wir sind nicht anonym, wir haben uns vielleicht sogar einen Namen gemacht. Es würde auffallen, wären wir nicht mehr da.


Es wäre ein Verlust. Leben, richtiges Leben, bedeutet für uns weitaus mehr als unsere bloße körperliche Existenz. Wir haben gewisse Anforderungen daran, es soll ein gutes Leben sein.


Natürlich hat jede und jeder eigene Ideen und Anforderungen an sein/ ihr Leben. Wir sind unter-schiedlich genügsam oder anspruchsvoll, je nachdem.


„Manche lassen ihr ganzes Leben zurück. Um es zu behalten.“

 

Dieser Satz stand nicht auf der Rückseite der Vogue, sondern auf der Rückseite einer theologischen Zeitschrift.


Eine Annonce von Brot für die Welt.Mit dem Untertitel: „Weil jeder Mensch das Recht auf ein Leben in Würde hat.“


Es geht konkret um Unterstützung für Menschen, die aufgrund von Krieg und seinen Folgen ihr Land verlassen. Es geht darum, Geflüchtete und Einheimische der Nachbarländer zu unterstützen, diese Krisen zu bewältigen.


Wenn ich genauer darüber nachdenke, dann sollte es ruhig hinten auf der Vogue, Men`s Health oder dem Kicker stehen. Der Satz regt zum Nachdenken an. Und das kann nicht schaden, wie ich finde.
Mein  Eindruck ist, dass sich viele Menschen in letzter Zeit schwer mit dem Umgang mit Geflüchteten tun. Mit Flüchtlingsströmen. Wer sich offen dazu bekennt, sich für Flüchtlinge einzusetzen, der hat es nicht so leicht. Das Thema ist unbeliebt. Eine gesamt-gesellschaftliche Willkommenskultur gibt es nicht mehr. Das war nur eine kurze Episode im Jahr 2015, vielleicht auch noch 2016.

 

„Es kommen einfach zu viele Menschen!
Wir können doch nicht alle aufnehmen! Die wollen alle unseren Wohlstand!“ Das hört man gar nicht so selten und es ist sicherlich auch etwas Wahres daran. Jedoch: „alle“, „zu viele“, das sind in meinen Augen Allgemeinplätze, die uns nicht weiterbringen.

Es braucht unser aller Solidarität. Und was es vor allem braucht, ist Mitgefühl.


Es sind nicht DIE, die einfach nur unser gutes Leben wollen. Es sind Menschen, wie du und ich, die oft ihr ganzes Leben aufgeben, um es zu behalten. Die ihre Heimat verlassen, das Leben, dass sie sich aufgebaut haben, damit sie überleben. Weil Krieg ist, weil Naturkatastrophen den Lebensraum einschränken, weil
Menschen unterdrückt werden.

 

Wenn sie Glück haben, dann können diese Menschen in einem Nachbarland unterkommen. Nur wenige machen sich freiwillig auf den weiten Weg zu uns und nehmen Strapazen auf sich, die wir uns kaum vorstellen können. Eine Flucht ist selten sicher, es ist keine Urlaubsreise, andere versuchen ihren Profit daraus zu schlagen.

 

Ich denke, ein Perspektivwechsel kann hin und wieder helfen. Und ich bin mir im Übrigen nicht sicher, ob wir hier immer und für alle Zeit gut leben können. Immer auf der Sonnenseite sein werden. Vielleicht sind wir auch irgendwann einmal gezwungen uns auf den Weg zu machen, unser Leben hier aufzugeben, damit wir es behalten.


Ich frage mich manchmal, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Was macht unser Leben wirklich aus? Und können wir jemandem den Wunsch nach einem guten Leben absprechen? Ich hoffe und vertraue darauf, dass wir bei politischen Entscheidungen und zivilgesellschaftlicher Unterstützung und Engagement
unsere christlichen Werte nicht vergessen, die uns und unser Land solange geprägt haben. Vielleicht finden wir eines Tages Wege, die es möglichst vielen Menschen möglich machen, gut zu leben. Da, wo sie zu Hause sind. Dafür braucht es Kompromisse und die Bereitschaft zu teilen. Und dann ist es vielleicht
nicht immer nötig alles aufzugeben, um zu überleben.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und freue mich, wenn wir uns hier und da begegnen.

 


Es grüßt Sie herzlich

 

Friederike Wieneke